Schlecht gelaunt lief Luni vom Polizeirevier nach Hause. Wie seit einiger Zeit fuhr auch dieses Mal ein Wagen neben ihr im Schritttempo und der Fahrer schaute zu ihr rüber. Das war ihr schon die letzten Tage sehr suspekt, doch heute stand ihr nach sowas mal so gar nicht der Sinn.

„Pass mal auf, du Perversling, wenn du nicht augenblicklich Gas gibst und verschwindest, zieh ich dir so dermaßen ein Horn, dass man dich für einen Ochsen hält", schnauzte sie ihn an.

Das zeigte erstmal Wirkung, der Typ trat aufs Pedal und rauschte davon. Als ob das nicht schon nervig genug gewesen wäre… Zuhause angekommen, wartete schon Luni's Mama auf sie.

„Kind, du musst dich bewaffnen, das ist ja eine ziemlich üble Mordgegend hier, aber du hast Glück, ich habe im Keller noch diese alte Flinte gefunden", sagte ihre Mama lächelnd.

„Was zum Teufel ist das und was soll ich damit?", antwortete Luni schockiert.

„Na, was macht man wohl mit einer Flinte? Sicher nicht den Mond beobachten. Die hat noch deinem Ururururgroßvater gehört, damit hat er an der Schlacht bei Waterloo teilgenommen und die verdammten Franzosen vertrieben", sagte Mama Luni mit Stolz in ihrer Stimme.

„Das ist jetzt nicht dein Ernst, Mama. Das Monstrum ist zig Jahre alt, und ich wette, damit trifft man auf 100 Metern nicht mal die Rocky Mountains", maulte Luni.

Doch gegen Mamas treuen Dackelblick war sie machtlos. Sie nahm das Ding und versprach ihr, beim nächsten Waldspaziergang die Flinte mitzunehmen.

Als Hauptkommissar Lemohn das Büro betrat, machte sein Partner gerade Mittag. Er nahm dabei die ganze Hälfte seines Schreibtisches in Beschlag. Mehrere Burger, eine Pizza, zwei große Pappbecher Cola sowie etliche Portionen Pommes waren dort deponiert.

„Mein Gott, Freundlich, wo steckst du das bloß alles hin?", sagte er. „Du Freundlich, sag mal, wir kennen uns jetzt schon 20 Jahre, wie heißt du eigentlich mit Vornamen?"

„Nett, das du mich nach so langer Zeit danach fragst. Ich heiße Denzel."

„Nicht dein Ernst, oder?", sagte Lemohn erstaunt.

„Natürlich, meine Eltern stehen voll auf Denzel Washington."

Den musste Lemohn erstmal googeln, war er doch nicht so ganz auf dem Laufenden, seine Leinwandhelden waren Heinz Rühmann oder Theo Lingen.

Als das nun geklärt war, betrat ein Beamter ihr Büro und hatte endlich Neuigkeiten, was die Leiche betraf.

„Wir haben den Namen, es handelt sich um eine Margit Maria Kupper, geboren in Stuttgart. Alter ist schwer zu sagen, muss schon ein etwas älteres Semester gewesen sein", sagte der Beamte.

„Mensch", grinste Freundlich, „A Schwob, genau wie Du, Fritze."

„Geben Sie die Infos an die Presse, mal schauen, ob wir was aus der Bevölkerung hören."

Luni schnappte sich ihre beiden Wuffels, die uralte Büchse warf sie sich über die Schulter und machte sich auf den Weg in den Wald. Ihr Nachbar Herr Sander war gerade dabei, den Rasen zu mähen.

„Frau Weiß, wollen Sie zur Jagd?", grinste er.

„Hab meiner Mama versprochen, das Teil mitzunehmen, wegen dem Mord, wissen Sie."

Herr Sander nickte und mähte weiter seinen Rasen. Dabei blickte er ihr so lange nach, bis sie im Wald verschwunden war.