Da stieß sie endlich auf den ersten Streifenwagen, die ersten Absperrungen waren zu sehen, hier war also das Drama passiert. Kommissar Freundlich war gerade dabei, sich ein paar verlockend aussehende Beeren zu gönnen, als auch schon Luni's Stimme ertönte.
„Das würde ich besser bleiben lassen, das sind Tollkirschen, die sind giftig, oder wollen Sie der Leiche im Kühlhaus Gesellschaft leisten?"
Kommissar Freundlich ließ sofort die Beeren fallen und wischte sich die Hände mit einem Taschentuch ab.
„Darf ich fragen, wer Sie sind?", sagte er zu Luni.
„Ich heiße Luna Weiß und werde Ihnen zur Seite stehen, diesen Fall zu lösen", antwortete sie.
„Sie entfernen sich jetzt erst einmal vom Tatort, und wenn sie Informationen haben, dann melden Sie sich auf dem Revier", sagte Hauptkommissar Lemohn.
„Tss, so was Arrogantes, da will man helfen und dann das", sagte Luni schnippisch.
Missgelaunt tapste sie zurück zu ihrem Haus, ließ die Hunde von der Leine und begab sich ins Bad, das sie noch reinigen wollte, doch zu ihrem Ärgernis war es mal wieder besetzt.
„Verflucht und zugenäht nochmal, immer wenn ich das Bad machen will, scheißt hier jemand! Macht den Pott doch selber sauber", maulte sie.
Mit Luni war heute nichts mehr anzufangen, ihre Laune wurde ihr kräftig verhagelt. Was hilft bei sowas? Klar, einer ihrer Groschenromane.
„Die blutige Hand an der Friedhofsmauer" sollte es sein. Sie machte es sich im Garten bequem, bei einem Drink und einer Zigarette, dann las sie das Heftchen genüsslich durch.
„Hey Baby", sagte ihr Mann. „Gibts nichts zu futtern heute?"
„Macht euch ne schnelle Nudel, das bekommt ihr wohl noch hin", keifte sie ihren Mann an. „Ich habe heute frei, basta!"
Lemohn und Freundlich hatten sich alle Spuren mittlerweile angeschaut und begaben sich wieder auf den Weg ins Revier, wo jede Menge Papierkram auf sie wartete.
„Was meinst Du, Friedrich, ob die Frau uns wichtige Informationen geben kann?"
„Denke, die wollte sich bloß wichtig machen, kennst ja solche Leute, hören die Flöhe husten und meinen sofort, einen Mord gehört oder gesehen zu haben."
Die beiden waren schon früh am Morgen in ihren Büros und tranken gerade einen Kaffee, als auch schon Luni durch die Türe kam.
„So, hier bin ich, stellen Sie mal den Kaffee zur Seite, den können Sie auch später noch schlürfen", polterte sie los. Die beiden schauten sich verdutzt an. Dann legte sie los.
„Ich wollte gestern Abend, als es so gewitterte, gerade das Fenster schließen, als ich einen Schrei hörte. Das muss die arme Frau gewesen sein."
„Da gibt es keine Zweifel?", hakte Lemohn nach. „Es hat gedonnert und gestürmt, das hätte weiß Gott was sein können", fügte er noch hinzu.
„Glauben Sie im Ernst, ich kann einen Schrei von einem Donner nicht unterscheiden?", sagte Luni empört. „Ich habe in meinem Leben zigtausend Kriminalromane gelesen, schaue eifrig Aktenzeichen XY ungelöst, da habe ich ja wohl Ahnung genug", maulte sie die beiden an.
„Wann etwa hörten sie denn diesen besagten Schrei?"
„Ich hörte ihn nicht etwa, sondern exakt um 22.23 Uhr Saarländischer Zeit", fügte sie triumphierend hinzu.
Die beiden waren sprachlos, so etwas hatten sie auch noch nicht erlebt. Luni unterschrieb noch ihre Aussage und verließ dann wieder das Revier. Die beiden Kommissare waren sichtlich erleichtert, dass sie endlich fort war. Darauf mussten sie erstmal noch einen Kaffee trinken.