Zeit: 15 Uhr 37
Ort: „Eiscafé Adami", Worms
Gerade erwische ich mich in einem dieser seltenen Momente, in denen ich völlig in mir ruhe. Der Pfefferminztee – heiß und mit dieser leisen Klarheit, die er mitbringt – fließt angenehm durch meinen Körper und trägt sicher seinen Teil dazu bei.
Passend dazu steht auf dem kleinen Schild des Teebeutels: Zeit für eine Tasse Gelassenheit.
Vielleicht dürfte es sogar mal mehr als nur eine Tasse sein.
Es gab am Nachmittag immer wieder kleine Sonnenfenster. Auch das macht den Herbst aus. Diese warmen Lichteinfälle, die von einer anrückenden Dunkelheit beinahe verschluckt werden. Dadurch rücken die Lichtchen im Schaufenster des gegenüberliegenden „atrium" in meinen Fokus. Licht und Dunkelheit gehören in dieser Jahreszeit einfach besonders eng zusammen. Für die Atmosphäre. Für die Wärme. Und selbst die herbstliche Kühle ist ein Gefühl, das dazugehört.
Ich war an diesem Donnerstag keine Sekunde müde.
Gelassen und ruhend: ja! Müde: nein.
Auf meinem Weg durch die Innenstadt habe ich mich an Kleinigkeiten erfreut:
An einem verkehrt herum aufgehängten Regenschirm in einem Geschäftseingang.
An Schülern, die mit Kamera und Mikrofon Leute vor der Dreifaltigkeitskirche interviewten.
Und ganz besonders an einem Polizisten – der einen wirklich wunderbaren Weihnachtsmann abgegeben hätte. Nicht nur wegen seines Bartes.
Er mahnte Autofahrer, in der Fußgängerzone nicht zu wenden.
Er bat Kinder freundlich, nicht mit einem dicken Ast zu spielen.
Er half einer älteren Lady über die Straße.
Verwarnte Falschparker – die noch im Auto saßen, vermutlich wartend auf jemanden, der gerade in der „Kaiserpassage" shoppte – und tat dies ohne Bußgeld.
Er trug einer jungen Frau ein schweres Paket bis zu ihrem Auto und lud es ein. Und nach jeder seiner kleinen Samaritertaten wünschte er schlicht: „Einen schönen Tag."
Passt gut auf euch auf und seid nett zueinander, wer immer ihr auch seid!?