Eltern und Bruder stellten den Baum im Wohnzimmer auf und schmückten ihn.
Weiße Kerzen, rote Kugeln – nichts Neues. Dennoch und immer wieder wunderbar anzusehen.
Im Haus fühlt sich manches anders an.
Oder möglicherweise will ich auch nur unbedingt, dass es sich nochmals anders und vor allem weihnachtlicher anfühlt?
Doch ich könnte schwören: So eine „absolute Sauberkeit" zu Weihnachten fühlt sich eben anders an als an Werktagen und verströmt obendrein eine gewollte, aber nicht erzwungene festliche Atmosphäre.
Worms war voll – in der „Kaiserpassage" und Co wimmelte es vor Menschen.
Ob Last-Minute-Geschenke-Shopper oder Weihnachtsatmosphäre-Genießer wie ich es sein wollte, ließ sich nur anhand der vielen Tüten in den Händen abschätzen.
Menschen meiner Generation und Teenager schienen am meisten vom Weihnachtsbummeln genervt, ältere und jüngere Zielgruppen wirkten entspannter. Sowohl im Bus als auch in der Wormser Innenstadt.
Ich sah viele grimmige Gesichter – doch an den Kassen, oh Wunder, ging man mit einer Sorgfalt und Liebenswürdigkeit miteinander um, wie ich sie möglicherweise noch nie erlebt hatte.
Da wurde – ich bekam es in mehreren Geschäften mit – um Verzeihung gebeten, wenn man sich unabsichtlich berührte, oder gesagt: „Ach, gehen Sie doch vor."
Noch mehr imponierte mir das Personal hinter den Kassen.
Ihnen stand der Stress der Weihnachtszeit ins Gesicht geschrieben – teilweise quollen die Augen fast vor Erschöpfung.
Und doch kassierten sie mit einer Freundlichkeit ab und wünschten „schöne Festtage", wie ich das – und ich kann mich nur wiederholen – so noch nie erlebt hatte.
Selbst Personal, das ich seit vielen Jahren aus den Läden vom Sehen kenne und noch niemals zuvor einen Mundwinkel verziehen sah, lächelte seiner Kundschaft zu, als gäbe es für jede Freundlichkeit eine Lohnerhöhung.
Möglicherweise war ja der Geist der Weihnacht am Dienstag in Worms unterwegs und ist in uns alle eingefahren. Um uns ein wenig Grimmigkeit zu nehmen und ein wenig Herzenswärme zu schenken?
Wie auch immer, ich fand es einfach nur schön.
Geschenkboxen habe ich keine gekauft. Dafür große Tüten.
Auf den blauen für Vater und Bruder ist ein Weihnachtspinguin zu sehen, die für Mama ist rot und mit „Merry Christmas"-Schriftzügen verziert.
Mission Geschenke: soweit erfüllt.
Mission sich weihnachtlich fühlen: angenommen und wird in den nächsten Tagen weiter ausgebaut.
Bruder besuchte mit Freunden einen Gottesdienst im Nachbarort.
Worüber ich nicht schlecht staunte, zumal am 23. Dezember.
Den Abend verbrachte ich im Wohnzimmer.
Vater und Mama schauten eine rührselige Ärzte-Serie – die natürlich doppelt rührig in der Weihnachtsfolge war. Das war gut so.
Außer vom TV-Bildschirm wurde das Wohnzimmer nur vom leuchtenden Tannenbaum erhellt. Atmosphäre. Gemütlichkeit.
Ich fühlte mich zu wohl.
Schloss im Anschluss an die Arztserie für eineinhalb Stunden die Augen auf dem Sofa.
Erholsamer und geborgener Schlaf (inmitten meiner Herde).
Heiligmorgen! - Hoffentlich für alle verbunden mit Freude und ohne Sorgen.
Passt gut auf euch auf und seid besonders nett zueinander, wer immer ihr auch seid!?