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Diesen Kommunionsgottesdienst am Sonntagmorgen in meiner Heimatgemeinde zu erleben und zu fotografieren, war eine großartige Erfahrung. Genauso sollte es in einem Gotteshaus zugehen: eine gute Atmosphäre, getragen von Freundlichkeit, Wertschätzung und einem herzlichen „Hallo, schön dich zu sehen".
Da war niemand, der auch nur den Hauch eines Einwands gegen meine kleineren Bewegungen durch die Kirche hatte, weder vor, während noch nach dem Gottesdienst. Stattdessen, gutgelaunte Eltern und Kinder sowie ein Pfarrer, der sogar Werbung für das Gruppenfoto im Anschluss machte.
Die Mädels waren stolz auf ihre Kleider und Frisuren, die Jungs auf ihre schicken Anzüge. Die gesamte Kommunionsgruppe war aufgeregt, wegen des Ablaufs und natürlich wegen des großen Tages.
Putzmunter sahen sie alle aus, auch wenn sowohl im Pfarrhaus als auch anfangs in der Kirche so viel gegähnt wurde, dass selbst mir der ein oder andere riesige Nilpferd-Gähner entfuhr.
Großartig war, wie der Pfarrer den Kids vorab sagte: „Sollte mal etwas schiefgehen, kein Problem, die Leute wissen ja nicht, was wir geprobt haben." Das nahm sofort Druck raus.
Das war eine der kurzweiligsten Kirchmessen, die ich je erlebt habe. Der Pfarrer hielt sich angenehm kurz, stellte immer die Kommunionskinder oder die Kinder aus dem Kirchenchor in den Mittelpunkt. Die waren ständig beschäftigt, da blieb keine Zeit für Blödsinn oder einfach mal fürs Nasebohren.
Die Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt. Bestimmt zwanzig Menschen standen hinter der letzten Bankreihe. Dabei hatten die Verantwortlichen nochmal sechs Zusatzbänke aufgestellt.
Amüsiert hatte ich mich, als der Pfarrer mit einer Schöpfkelle durch die Reihen zog und Taufwasser verspritzte.
Kurz hatte ich Angst um meine Kamera, ob er wohl das Objektiv erwischt hatte? Ist das erstmal nass, wird es schwer, später noch klare Bilder für die Auftraggeber abzuliefern.
Nach der Kommunion, die ich stolz mit meinem zu Weihnachten geschenkten Objektiv festhielt – das mich deutlich näher an den Altar brachte – wurde kräftig gedankt. Kinderchor und Kommunionskinder sangen ein Lied mit vollem Körpereinsatz. Es wurde heftig aufgestampft und kräftig geklatscht. Die Kirche ein fröhliches Tollhaus. Man sah manchen Erwachsenen an, dass sie auch gern gestampft oder noch ausgelassener geklatscht hätten.
Zum ersten Mal habe ich erlebt, dass es vorab eine kleine „Losziehung" unter den Eltern gab, um festzulegen, welche Familie nach dem Gottesdienst zuerst fürs Familienfoto dran war. Eine tolle Idee. Zwei Familien aus der Kommunionsgruppe wollten nicht warten – kann ich gut verstehen, wenn man die Verwandtschaft eingeladen hat, vielleicht ein Lokal reserviert ist und die Kinder quengeln. Man will ja irgendwann auch lecker Mittagessen und das Fest feiern.
Dieses große Miteinander hat rundum Freude gemacht. Es war wie in Himmelswatte gepackt – und doch so echt und feierlich. Kirche, die guttat.
Das Fotografieren mit den Familien war ebenfalls ein Vergnügen.
Niemand sagte „schnell, schnell" oder drängte zur Eile. Stattdessen wurde ganz entspannt Bild für Bild gemacht. Familie für Familie: mit Oma und Opa, Paten, Freunden, Onkel, Tante, Geschwistern, Eltern und natürlich alle zusammen. Sogar das ein oder andere Familien-Crossover war dabei.
Pünktlich um 11 Uhr begann der Gottesdienst. Um 12 Uhr acht machte ich das Gruppenfoto. Und um Punkt 13 Uhr 30 verabschiedete ich mich – nachdem ich noch den Kirchenschmuck und das Gottesdienstprogramm fotografiert hatte.
Kirche kann (noch immer) einiges bewirken, wenn man es nur zulässt. Wenn man erkennt, dass Glaube, Unterhaltung und Nachdenklichkeit sich nicht ausschließen, sondern wunderbar miteinander verbunden werden können.
Als mir damals befohlen werden sollte, dass ich zum Konfirmationsunterricht solle, sagte ich schlicht: "Nö!" und lehnte das ab. Die haben vielleicht doof geguckt. Dann musste ich ein Formular ausfüllen, auf dem ich sogar begründen musste, warum ich nicht konfirmiert werden möchte. Damals schrieb ich unter anderem, dass ich auch nicht gefragt wurde, ob ich getauft werden möchte und dass die Zugehörigkeit zu dieser Kirche nicht mit meiner Lebensauffassung zusammenpassen würde. Ist auch nicht ganz falsch, wenngleich es natürlich auch so war, dass ich schlicht keine Lust darauf hatte. Außerdem sah ich an meinem Bruder, was das für ein Quatsch ist. Die meisten machen es doch eh nur, weil sie dann einen Haufen Geschenke bekommen. Die waren mir schnuppe. Meine Freiheit war mir lieber! Austreten durfte ich damals ja noch nicht. Dazu musste ich erst volljährig werden. So war ich also gefangen in einer Kirchengemeinschaft, die ich mir selber nicht ausgesucht hatte, bis ich mich dieser Last entledigen konnte.
Fizzy du bist ein Original!
Deine Lebensauffassung erscheint mir zwar manchmal sehr außergewöhnlich- doch gerade das macht dich aus.
Ich bewundere sehr wie Willenstark du schon in deiner Jugend warst.
Noch mehr habe ich mich allerdings gefreut etwas neues von dir zu erfahren. Das du einen Bruder hast - wusste ich nicht - hatte ich noch nie zuvor gehört, denn das hätte ich mir gemerkt.
Wie steht Fizzy heute zur Kirche. Hat er eine Art Kirche für sich gefunden - das kann ja auch im ganz kleinen sein?
Ich sehe das Leben nicht schwarz und weiß, sondern nehme durchaus den Grauanteil wahr und da versuche ich immer allen gegenüber fair zu sein. Der Instition Kirche stehe ich nach wie vor kritisch, gar ablehnend gegenüber. Man kann natürlich streiten, ob gewisse Rituale - egal wie sinnbefreit sie sein oder scheinen mögen - wichtig für den Zusammenhalt oder für die Wirkung einer Botschaft sind, aber Gottesdienste und dergleichen finde ich persönlich völlig aus der Zeit gefallen. Kirche sollte sich mal wirklich modernisieren, dann würde sie bestimmt auch wieder mehr Leute erreichen, denn das ist dann die andere Seite, die ich der Kirche zugute halte. Ihr soziales Engagement ist durchaus von großem Wert für die Gesellschaft. Würden alle Angebote, die von kirchlichen oder kirchennahen Trägern angeboten werden, wegfallen, würde es in Deutschland aber arm aussehen, was viele karitaive und soziale Projekte betrifft. Das darf man nicht vergessen und sollte auch honoriert werden, aber das kann man auch ohne den Popanz, den die Kirche halt immer noch veranstaltet.
Bleibt die schwierige Antwort auf die Frage, ob es Kirche braucht um sich sozial zu engagieren?
Sehr interessante und durchaus verständliche Meinung.
In einer Fortbildung habe ich vor nicht all zu langer Zeit mal gehört, dass Kirchen gerade auf in Bezug auf kommunale/soziale Einrichtungen sehr wichtig sind. Wenn diese Aufgaben alle der Staat übernehmen müsste, würden wir noch älter aussehen, als wir gerade eh schon aussehen. Von daher finde ich es schon wichtig, dies zu pflegen. Auch die Pflege des kulturellen Erbes in Form von Kirchen u.a. finde ich sehr wichtig. Denn es zeigt doch, woher wir kommen. Ich fühle mich in vielen Kirchen einfach heimisch, das muss ich zugeben. Es sind ja nicht nur schöne Gebäude, sondern meist auch Kraftorte, die bereits von vorhergegangen Kulturen genutzt werden. Leider besitzt unsere heutige Gesellschaft nicht mehr die Sensibilität, solche Plätze zu erkennen und zu nutzen. Diesbezüglich haben wir leider mittlerweile viel von unserer Intuition eingebüßt.
Tatsächlich ist die Gestaltung einen Gottesdienstes immer auch sehr abhängig vom diensthabenden Seelsorger. Wir haben hier in der Nähe ein Kloster mit sehr aufgeschlossenen Patern. Einer davon war sogar schon mal selbst aus der Kirche ausgetreten. Er ist sehr cool und weiß, wovon der spricht. Es ist wirklich sehr schön, an diesem Ort zu sein, der auch sehr viel Kultur zu bieten hat.
Für mich ist der Besuch eines Gottesdienstes eine Stunde Auszeit. Ich sehe es als meditativen Akt, in dem ich zu mir und zur Ruhe komme. Ich liebe auch das Orgelspiel. Es ist sehr durchdringend. Und ab und zu spielt unsere Organistin sogar nur extra für mich ein Lied. Das finde ich sehr nett von ihr und ich freue mich darüber... ❤️
Meine Kirchensteuer sehe ich als Beitrag für das Gemeinwohl. Beispielsweise wird auch meine Bücherei, in der ich mich ehrenamtlich engagiere, davon unterhalten. Und das finde ich eine gute Sache.
Aber jeder hat einen eigenen Zugang dazu und jeder darf seine Meinung dazu haben. Zwischen Himmel und Erde gibt es mehr, als wir uns vorstellen können. Das ist das, was ich fühle. Weswegen mir ein bereiter spiritueller Zugang sehr wichtig ist. Der beschränkt sich aber nicht nur auf die Kirche. Da ich allerdings so geprägt wurde, sind mir die Rituale wichtig.
Ich möchte das auch niemandem nehmen. Du hast auch recht, dass die Kirchen in gewisser Weise auch unser kulturelles Erbe sind. Aus kunsthandwerklicher Sicht finde ich Kirchen oder generell die Sakralkunst sehr interessant. Das sind aber einzigen Gründe, warum ich eine Kirche besuche. Keine spirituellen.
Das ist ja auch völlig okay... Jeder darf ja dazu seine Meinung haben. Und jeder hat seine Gründe.
Jetzt schauen wir erstmal, was der neue Papst reißt.
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