Der nächste Morgen brach an. Das Engelchen machte sich frisch, und begab sich nach unten zum Esszimmer, von dort aus ihr schon ein aromatischer Kaffeeduft durch
die Nase zog. Dekanin Jenny hopste freudig auf das Engelchen zu, hackte sie am Arm und geleitete sie zu ihrem Platz am Tisch, wo alle gemeinsam ihr Frühstück
verzehrten. "Wenn wir mit dem Frühstück fertig sind, wird Professorin Nanna dir das Anwesen zeigen." lächelte Jenny. Als das Frühstück beendet wurde, trugen alle ihr gebrauchtes Geschirr zu einer Durchreiche zur Küche. Von hinten sprach Nanna das Engelchen an: "Ja, das ist das Reich von unserer Küchenfee Rainbow. Und wenn du zwischendurch Zeit und Lust hast, kannst du ihr gerne zur Hand gehen. Sie freut sich immer auf eine kleine Plauderei während des Schnippelns. So, und nu folge mir!"
Vom Esszimmer aus, schob Nanna eine große Glasschiebetür auf, durch die man auf eine großzügige Terrasse gelangte.
Von dort aus, konnte man einen imposanten Ausblick in dem großen Park genießen. Überall standen auf vereinzelten Stellen zwei bis drei zusammenstehende Bäume.
Eichen, Buchen, Ahorn; aber auch Bäume, die Kirschen, Birnen, Äpfel oder Pflaumen trugen. Viele Rhododenronbüsche in weiß, lila und pink. Viele schöne bunte
Stauden, durch die sich verschnörkelte Wege zogen. Großzügige Rasenflächen lockerten den Anblick auf. Die beiden Damen trotten etwas durch den Park.
Als das Engelchen die große breite Trauerweide, die einen etwas größeren Teich überhang erblickte, stockte ihr vor Entzückung der Atem. "Sowas Schönes habe ich noch nie gesehen!" Wie gesteuert näherte sie sich dem Teich. Der zu dreiviertel mit üppigem Farn gezäunt war.
An der freien Stelle des Teiches, direkt unter der Trauerweide, stand in weiß, eine nostalgische in Gusseisen gegossene Bank und ein Tisch.
"Wie schön!" schmelzte Engelchen dahin.
"Ja, hier sitz unsere Archvarin Luni immer sehr gerne." erklärte die Professorin. Bei dem Wort "Luni" ertönte irgendwo aus dem Farn heraus, ein Quaken.
"Jaja Frosch, Luni kommst sicher später noch zu dir." Engelchen schaute Nanna fragend an. Nanna schmunzelte: "Unsere Archivarin Luni sitzt hier sehr gerne, wenn sie am Laptop arbeitet. Komischerweise ist dann auch immer der Frosch da. Er scheint sie bei ihrer Arbeit zu inspirieren. Uns kommt es schon so vor, als würden sie sich immer verabreden. Sie nennt ihn liebevoll "Methan-Frog".
Auf dem Rückweg zum Herrenhaus, begegneten sie Guby, der den Aufsitzrasenmäher betankte. Stolz begrüßte er die beiden Damen.
"Guby, das ist Engelchen, unser neuer Zuwachs." stellte Nanna vor. Etwas verschüchtert setzte sich Guby auf den Mäher und gab Gas, um Rasen zu mähen..
"So, ich denke Dekanin Jenny wird jetzt Zeit haben, uns etwas Gesellschaft leisten zu können." meinte die Professorin. Und schon kam Jenny freudestrahlend auf die
beiden zu.
"Wir gehen jetzt in die Brauerei." sagte Jenny. Über Engelchens Kopf stellte sich ein Fragezeichen auf, aber sie fragte nicht nach. Nanna schloß eine schwarz
verschnörkelte Gittertür auf, hinter der sich eine steinernde Treppe hinab schlung. Gedämmtes Licht ließ einen breiten Gang erscheinen, von dem aus es zu mehreren
Räume führte. An ein paar Türen vorbei, schloß Jenny einen Raum auf, und knipste das Licht an. "Hereinspaziert in unsere Brauerei!" scherzte Jenny.
Das Engelchen sah sich um und runzelte die Stirn, und noch mehr Fragezeichen schwebten über ihren Kopf. "Das ist doch keine Brauerei? Das ist doch ein S/M-Studio!" . endlich traute sie sich zu fragen. Jenny und Nanna lachten, auf diesen Augenblick haben sie gewartet. " Nun Engelchen," lenkte Nanna ein "Guby ist nicht nur unser
Gärtner. Er ist auch unser Hausmeister und Braumeister, wobei er nur für die Abfüllung zuständig ist. Da er auch dafür verantwortlich ist, die Gerätschaften zu reparieren,
mussten wir ihm verklickern, dass es eine besondere Brauerei ist, mit einem großen Geheimnis. Du musst wissen, er hat mit Lust, Sex und Frauen nichts am Hut. Alles Sünde!"
Nun wollte Engelchen es wissen: "Und er glaubt euch das?". "Ja," übernimmt Jenny wieder: "Nehmen wir zum Beispiel diesen Bock hier. Hier wird das Malz von Hand mit dem
Schrotknüppel geschrotet." Engelchen schaute verdutzt den sogenannten Schrotknüppel an, den Jenny in der Hand hielt. Sie betonte: "Erzähl ihm bloß nicht, dass es die
Siebenschwänzige ist!" Engelchen musste lachen. Sie wurde lockerer und wollte mehr wissen. "Und was soll der riesige Kessel da hinter den Gittern?"
Jenny erklärte weiter: "Das ist unsere Gefängniszelle. Und die haben wir mit dem Kessel getarnt. Schließlich müssen die Zutaten ja gekocht werden. Und da dem Ganzen noch Hefe hinzugefügt wird ..... komm mit, dazu gehen wir in einem anderen Raum!" Engelchen folgte. In dem anderen Raum hang an Ketten ein großes Bett, schwebend von der Decke. Jenny erklärt weiter: " Guby haben wir hierzu erklärt, dass das große Geheimnis es verlangt ....." sie schiebt die Matratze zur Seite, "das hier die Flüssigkeit durch ständig schwenckenden Bewegungen langsam abkühlen kann, und sich dabei die Hefe am besten entfalten kann". Dann gingen sie wieder in den ersten Raum zurück.
"Und wie habt ihr Guby erklärt, was das Andreaskreuz darstellen soll? Weil da ja Kupferrohre angebracht sind?"
"Naja Engelchen," nun übernahm Nanna wieder, " das große Geheimnis befiehlt, bevor der Sud in die Lagerung zur Reife gefüllt wird, muss dieser dreimal gekreuzigt werden. Es fließt also dreimal im Kreuz durch die Kupferrohre. Somit ist das Gebräu gesegnet. Und wenn wir es nach der Reife trinken können, fließt Segen durch unsere Adern."
"Ihr habt Ideen!" lachte Engelchen. "Und wo ist die Lagerung?" Nanna antwortete: "Die befindet sich am anderem Ende des Kellergewölbes. Und für den Rest, ist Guby dann allein weiterhin verantwortlich."
Auf dem Weg wieder nach oben wurde dem Engelchen noch erklärt, das niemals Begriffe aus dem S/M-Bereich gesprochen werden dürfen. Guby würde diese Räumlichkeiten
nie wieder betreten. "Hat er denn nie Zweifel bekommen?" diese Frage stand Engelchen noch offen. Nanna schmunzelte: "Doch klar, die hat er ab und an mal. Dann weisen wir ihn daraufhin, dass das große Geheimnis es so verlangt. Sonst ist das Bier nicht gesegnet. Und wenn er das Wort "gesegnet" hört, ist seine Welt wieder tippi toppi."
Für Engelchen war es ein langer spannender Tag, und der Abend kündigte sich an.
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