Ungewöhnlich spät wurde das Stadtfest angesetzt, aber da es ein besonderes Jubiäum war, wollte man etwas außergewöhnliches bieten und so fiel der Termin ausgerechnet auf Halloween. Was zugleich das Thema des Rummels wurde. Man bot zwar auch eine Geisterbahn an, doch orientierte man sich in der Aufmachung an das klassische Bildnis eines Rummels, wo die bärtige Jungfrau ebensowenig wie die mysteriöse Wahrsagerin mit der Kristallkugel fehlen durfte.
Wir schlenderten über den Jahrmarkt vorbei an schaurig-schön gestalteten Buden, probierten etwas von der orangegefärbten Zuckerwatte, zogen Lose aus Töpfen, die wie Totenköpfe geformt waren (natürlich nur Nieten) und schauten uns die Attraktionen an, die wahrlich ihre Wirkung nicht verfehlten, denn der ganze Platz wurde am Abend nur durch Fackeln und Laternen erleuchtet.
Eine Atmosphäre, die durch den abendlich aufkommenden Nebel noch eindringlicher erschien. Das hypnotische Gedudel einer Flöte zog unsere Aufmerksamkeit auf sich und wir gingen in die Richtung, aus der diese erklang. Ein Fakir spielte sie. Dass der bei den Temperaturen im Spätherbst in seinem Lendenschurz, den er als einziges am Leib trug, nicht fror, wunderte mich nur bedingt, denn sein Spiel schien ihn in Trance versetzt zu haben. Der Fakir saß vor einem großen Kürbis, was einen eher surrealen Eindruck hinterließ. Für gewöhnlich sind das irgendwelche großen Körbe, vor denen diese Schlangenbeschwörer sitzen, aber wer weiß? Vielleicht gab es Körbenotstand und man behilft sich nun mit einem Kürbis. Was mich innerlich lachen ließ, denn meine Freundin hat sein Jugendtagen ein zwiespältiges Verhältnis zu Kürbissen, denn dank ihrer Clique wusste man nie, was einem im Inneren dieser Feldfrucht erwartete.
Das Spiel des Fakirs wurde intensiver und tatsächlich hob sich der Deckel des Kürbis, schob sich zur Seite und der Kopf einer Kobra erschien. Immer weiter erhob sie sich aus dem Kürbis und folgte den Bewegungen der Flöte. Ob die Schlange wohl echt war? Die Frage drängte sich mir auf, denn die Geschwindigkeit, mit der sie aus dem Kürbis kam, war seltsam gleichmäßig und ebenso ihr "Tanz". Aber was solls? Der Rummel ist ein schöner Schein und solange er uns Freude macht... wir kauften uns noch etwas warmes Magenbrot und gingen dann nach Hause, wo uns andere Freuden erwarteten.